¿Like Liebe a Primera Vista? A dancer and an actor search for traces of early colonialism. They‘re exploring the ghosts that are still haunting our stories, interactions and bodies, living in the hybrid landscapes of dance and theatre. Through movements, memories and auto-fictional storytelling they get lost in their languages and discover parallels of historical interdependence: Today's Venezuela was once the first German colony. ¿Like Liebe a Primera Vista? is an attempt to remember and re-map the world by being together.
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– This is a Dance/Theatre work that is currently in development and applying for further funding support, such support will allow the premiere of this work in the year 2024 –
Funded and Supported by
Fonds Darstellende Künste with funds from the Federal Government Commissioner for Culture and Media within the program NEUSTART KULTUR.
Berlin Senate Department for Culture and Community
Naspa Stiftung "Initiative und Leistung"
Fonds Darstellende Künste with funds from the Federal Government Commissioner for Culture and Media within the program NEUSTART KULTUR.
Berlin Senate Department for Culture and Community
Naspa Stiftung "Initiative und Leistung"
Documentation from residency, process and performative research findings.
¿Es mi nombre, estáis ciertos?
¿Tenéis todas mis señas? ¿Ya conocéis mi sangre navegable, Mi geografía llena de oscuros montes, De hondos y amargos valles Que no están en los mapas? —Nicolás Guillén, “El apellido”, Übersetzung s.u. Kurzbeschreibung Der Tänzer Juan Urbina und der Schauspieler Konstantin Bez treffen sich nach 15 Jahren wieder. Auf der Bühne stehen sie sich erwartungsvoll gegenüber. Zum ersten und letzten Mal waren sie sich 2007 in Caracas als unsichere Teenager begegnet. Die beiden Performer* laden das Publikum dazu ein, dieser Wiedervereinigung beizuwohnen und zur Feier des Tages mit ihnen gemeinsam ein venezolanisches Essen zuzubereiten. Konstantin deckt den Tisch. Juan steht am Herd. Beide sitzen an den Kopfenden einer großen Tafel und diskutieren Rezepte, Witze, Lieder und Erinnerungen. Doch nicht nur in den Pfannen steigt die Temperatur, auch die Gemüter erhitzen sich. Konstantin kommt von einem peinlichen Kreistanzerlebnis nicht los. Juan hat noch alle Einzelheiten der allerersten Begegnung vor Augen, die Konstantin längst vergessen hat. Alte Fragen und neue Vorwürfe tauchen auf, Provokationen persönlicher und geopolitischer Art. Juans Erfahrungen als exotisierte person of colour treffen auf Konstantins Perspektive des privilegierten weißen Europäers. Die indiskrete Frage nach Juans Migration wird mit einer explosiven Reaggetón-Einlage beantwortet, diese geht über in eine humorvolle Austreibung kolonialer Körpereinschreibungen, die beide über sich ergehen lassen müssen, und endet in einem romantischen Dichtkunst-Battle. Juan und Konstantin versuchen auszudrücken, wozu sie damals keine Worte hatten und erfinden und ertanzen sich rückwirkend queere Zukünfte für ihr pubertäres Selbst. In dieser intensiven verbalen und physischen Annäherung stellen Sie fest, dass sich in ihrem persönlichen Verhältnis Spuren des frühen deutschen Kolonialismus in Venezuela wiederfinden. Können diese vererbten Altlasten heute, 500 Jahre später, überwunden werden? Wird daraus gar noch Liebe auf den Zweiten Blick? Oder bleiben beide in ihren Körpern und Weltsichten gefangen? Darauf wollen sie, unterstützt durch die Zuschauenden als Tischgenoss:innen und Zeug:innen, eine Antwort finden. |
Szenischer Entwurf
Die Urszene der „Entdeckung“ zeigt in etlichen Reiseberichten und pseudowissenschaftlichen Schilderungen den sogenannten „Erstkontakt“ mit nicht-westlichen Menschen. Über die Erweiterung des eigenen territorialen Anspruchs hinaus bestand kein Interesse an wirklicher Kommunikation. Wir karikieren diese Situation, indem wir sie mit unserer persönlichen Geschichte überlagern: Offene Fragen bleiben unbeantwortet, wage Vermutungen, Clichés, Vorurteile stehen im Raum, und die Perspektivität jeder Erinnerung wird deutlich. Keine Gewissheiten bestehen, nur Spuren, die uns in eine geteilte Vergangenheit führen. Die folgenden Texte können als ein Ausschnitt alternierender Monologe verstanden werden: Juan (auf Spanisch, Buchtitel: Deutsch) Warum hast du 2007 als 16-jähriger Gymnasiast den Drang verspürt, die Gemütlichkeit der schwäbischen Provinz zu verlassen, um ausgerechnet in Venezuela die große Freiheit zu finden? Venezuela, einem dir unbekannten Land, dessen Namen für dich so schön klang, obwohl du ihn so deutsch aussprachst: Fe-ne-zu-e-la… Hast du vielleicht zu viele Abenteuerromane gelesen? Die Schatzinsel? Robinson Crusoe? Oder: „Ein schön kurtzweilige Historia Niclaus Federmanns des Jüngern von Ulm erster Raise so er von Hispania un Andolosia ausz in Indias des Occeanischen Mörs gethan hat, und was ihm allda ist begegnet biss auff sein Widerkunfft inn Hispaniam, aufs kurtzest beschriben, gantz lustig zu lesen“!!! Konstantin (auf Deutsch) Was dachtest du, als du mich das erste Mal sahst? Ein bleicher, verwöhnter Europäer, der das Abenteuer sucht und deshalb mal eben nach Caracas geflogen ist? El Catire mit Föhnfrisur? Warum hast du dich denn Jahre später dazu entschieden deine Karriere als Tänzer in Deutschland fortzuführen. Erst Irland, dann Deutschland. Warum? Führt der Weg aus der Peripherie unweigerlich ins Zentrum? Juan, fühlst du dich hier im Zentrum? Und in Caracas? Eher provinziell, oder? Du hattest wenig an, und warst ganz mit Goldstaub bedeckt.. Damals, im Theater.. Stimmt doch, oder? Alle Tänzer trugen diesen Goldstaub auf der Haut. Juan, wie kann ich diesen Hautton beschreiben? Moreno? Piel morena? Piel morena dorada. Juan el dorado! El Dorado… Waren das nicht auch die Deutschen, die die Legende vom ‘Mann in Gold’ so missverstanden haben? Auf der Suche nach was? - einer Stadt aus Gold!!?? |
Images and videos Credit
Nebil Aytekin
Bia Vinzón
David Gómez
Ludger Storks
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